Architektur mit Haltung – im Interview mit Robert Patzschke

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Nachhaltigkeit, Funktionalität und architektonische Zeitlosigkeitdiese Werte stehen im Zentrum der Zusammenarbeit zwischen Covivio und den Berliner Patzschke Architekten. Das traditionsreiche Büro ist bekannt für seine Verbindung klassischer Entwurfshaltung mit zukunftsfähiger Planung. Im Interview spricht Architekt Robert Patzschke über seine Gestaltungsphilosophie, architektonische Verantwortung und die Rolle von Baukultur in Zeiten globaler Herausforderungen.

Klassisch denken, zukunftsfähig bauen – die Architektur von Vert by Covivio

Was hat Sie zu dem Entwurf von Vert by Covivio inspiriert, und was waren die größten Herausforderungen dabei?

Robert Patzschke: Die Ästhetik der Architektur liegt für uns darin, sämtliche Aspekte – den Ort, die Vision des Bauherrn, funktionale Anforderungen, Rahmenbedingungen und unsere eigene gestalterische Haltung – zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuführen.

Vert by Covivio entstand an einem Standort mit industrieller Vergangenheit, in bester innerstädtischer Lage innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings, direkt an einem dynamischen Verkehrsknotenpunkt. Covivio hatte den Anspruch, helle, flexible und hochwertige Büroflächen zu schaffen – unsere Aufgabe war es, diese Ziele in eine Architektur zu übersetzen, die sich selbstverständlich in das heterogene Umfeld einfügt.

Wie immer begann unser Entwurfsprozess mit handgezeichneten Skizzen. Wir haben uns von der Vielfalt der Umgebung inspirieren lassen: Industriebauten des frühen 20. Jahrhunderts, gestalterische Einflüsse der 1980er Jahre, dekonstruktivistische Schularchitektur, gründerzeitliche Wohnhäuser – und mittendrin ein hochmoderner Verkehrsknotenpunkt.

Die Herausforderung bestand darin, all diese Einflüsse aufzunehmen und gleichzeitig die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele und das fest definierte Budget von Covivio einzuhalten. Hinzu kam, dass es noch keine:n feste:n Endnutzer:in gab. Das bedeutete, dass wir während des gesamten Planungsprozesses ein hohes Maß an Flexibilität bewahren mussten. Gelingen konnte das nur durch enge Abstimmung, durch einen schrittweisen, dynamischen Austausch – ein anspruchsvoller, aber auch sehr bereichernder Prozess.

Welche Gestaltungselemente oder -konzepte haben Sie implementiert, um diese Ziele zu erreichen?

Robert Patzschke: Einige Lösungen waren technischer Natur: Wir haben Materialien mit möglichst geringem CO₂-Fußabdruck eingesetzt, geothermische Systeme integriert, Solarmodule eingeplant und aktivierte Decken für energieeffizientes Heizen und Kühlen vorgesehen.

Andere Lösungen betrafen die räumliche Struktur: Wir entwickelten ein klares Rastersystem, das sowohl kompakte Einzelbüros als auch großzügige Open-Space-Lösungen ermöglicht. Große, begrünte Innenhöfe sorgen für natürliche Belichtung und dienen zugleich als Gemeinschafts- und Besprechungsräume. Die Foyerbereiche sind modular konzipiert und lassen sich je nach Nutzeranforderung flexibel anpassen.

Auch die Verkehrsanbindung war ein zentrales Thema: Die direkte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradschnellwege, Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge sowie Umkleide- und Duschbereiche unterstützt eine zukunftsfähige, nachhaltige Mobilität.

Insgesamt spiegelt das architektonische Konzept klassische Prinzipien von Ordnung und Proportion wider – und schafft dabei moderne, helle und identitätsstiftende Arbeitswelten.

Ihr Unternehmen ist seit langem dafür bekannt, klassische und moderne Elemente zu verbinden. Wie würden Sie Ihren Ansatz in der Architektur beschreiben, und wie hat er sich entwickelt?

Robert Patzschke: Unser Büro wurde vor über 55 Jahren von meinem Vater und meinem Onkel gegründet. In dieser Zeit haben wir viele architektonische Strömungen kommen und gehen sehen. Unser zentrales Prinzip ist aber immer dasselbe geblieben: Wir hören darauf, was sich die Menschen von ihrer gebauten Umgebung wünschen.

Ein Wendepunkt war die Beauftragung mit dem Neubau des Hotel Adlon in den 1990er Jahren. Es war das erste zeitgenössische Gebäude mit klassischer Architektursprache an einem so prominenten Ort in Deutschland nach dem Krieg. Seitdem haben wir diese Entwurfsprinzipen in zahlreiche Wohn-, Büro- und Hotelprojekte einfließen lassen.

Was uns leitet, ist die Idee einer Architektur im menschlichen Maßstab. Das bedeutet, große Räume durch klare Gliederung lesbar und zugänglich zu machen – damit sie intuitiv nutzbar und einladend wirken.

Viele dieser gestalterischen Prinzipien haben sich über Jahrhunderte hinweg bewährt und sind gerade deshalb zeitlos und flexibel einsetzbar. Leider ist die Nachkriegsarchitektur oft von monotonen Großformaten geprägt, in denen das menschliche Erleben im Straßenraum verloren geht. Dabei ist genau dieser Raum – das urbane Straßenbild – unser gemeinsames Wohnzimmer. Unser Ziel ist es, durchdachtes, Menschen zentriertes Design zu schaffen, das Schönheit und Lebensqualität zurück in die Stadt bringt.

Welche Rolle sollte Architektur bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen von heute spielen?

Robert Patzschke: Ein Architekt ist – wie ein Filmregisseur oder ein Dirigent – dafür verantwortlich, unterschiedliche Talente und Gewerke zu koordinieren, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Diese Rolle bringt eine große gesellschaftliche Verantwortung mit sich.

Gebäude müssen auf Langlebigkeit angelegt sein und funktionale, ästhetische und ökologische Anforderungen gleichermaßen erfüllen. Eine Partnerin wie Covivio, die langfristig investiert und Bestandswerte schaffen will, ist in diesem Sinne die ideale Auftraggeberin.

Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit liegt für uns in der Zeitlosigkeit. Der größte Teil des ökologischen Fußabdrucks eines Gebäudes entsteht bei seiner Errichtung – deshalb ist es umso wichtiger, Gebäude zu schaffen, die über Generationen hinweg Bestand haben.

Gute Architektur entsteht für uns aus dem Zusammenspiel von Funktionalität, Nachhaltigkeit, Ästhetik, Verantwortung, Anpassungsfähigkeit und Langlebigkeit. Es geht nicht nur darum, für das Heute zu entwerfen – sondern eine Zukunft zu gestalten, die sowohl praktisch als auch inspirierend ist. Und das ist, zugegeben, keine leichte Aufgabe.

Portrait von Robert Patzschke, Architekt in Berlin

Unser Interview-Partner

Auf dem Bild zu sehen:
Robert Patzschke ist Architekt und Geschäftsführer von Patzschke & Partner Architekten in Berlin.

Über Patzschke & Partner Architekten:
Patzschke & Partner Architekten ist ein in Berlin ansässiges Architekturbüro, das seit 1968 besteht. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf zeitgenössischen Gebäuden, die klassische Architekturelemente mit modernen Anforderungen verbinden. Bekannt wurde das Büro einer breiten Öffentlichkeit durch den Neubau des Hotel Adlon am Brandenburger Tor, der 1997 fertiggestellt wurde.

Bildrechte: 
Robert Patzschke

Fassade, Bürogebäude in Dämmerung

Mehr zum Projekt

Mit dem Projekt Vert by Covivio – einem hochmodernen Bürogebäude mit 14.700 m2 Nutzfläche – hat Covivio Nachhaltigkeit, Funktionalität und Modernität in einen zeitgenössischen Klassiker verwandelt. Für die Umsetzung dieses Anspruchs holte sich die Projektentwicklerin die Berliner Patzschke Architekten an Bord – bekannt für ihre Verbindung aus klassischer Entwurfshaltung und zukunftsfähiger Planung. 

Jetzt weiterlesen: Das Interview und weitere Insights im Covivio Magazin Urban Designers

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